Diese Art Rollstühle gibt es

Ein Überblick für Menschen mit Gehbehinderung
Welcher Rollstuhl passt zu dir?
Wenn du auf einen Rollstuhl angewiesen bist, stehst du früher oder später vor der Frage: Welcher Rollstuhl ist eigentlich der richtige für mich? Die Auswahl ist riesig – und jeder Rollstuhltyp erfüllt andere Zwecke. Damit du nicht den Überblick verlierst, gebe ich dir hier eine kurze Orientierungshilfe.
Ich stelle dir die wichtigsten Rollstuhlarten vor – mit Beispielen, wofür sie gut geeignet sind und worauf du achten solltest.
Manuelle Rollstühle – mit Muskelkraft betrieben
Diese Rollstühle werden von dir selbst oder einer Begleitperson bewegt. Du brauchst also eine gewisse Kraft in den Armen – oder eine helfende Hand. Hier gibt es verschiedene Typen:
Aktiv- bzw. Adaptivrollstühle
Das sind die leichten, wendigen Rollstühle für aktive Nutzer. Sie werden individuell angepasst – also genau auf deine Maße und Bedürfnisse eingestellt.
Ideal für dich, wenn du:
- deinen Rollstuhl selbst antreiben kannst.
- viel unterwegs bist.
- Wert auf Wendigkeit und Leichtigkeit legst.
- ein Modell willst, das sich an deinen Körper anpasst.
Hinweis: Viele nennen sie auch „Aktivrollstuhl“. Es gibt Modelle mit starrem oder faltbarem Rahmen. Lass dich dazu gut beraten!
Sportrollstühle
Diese Rollis sind speziell für sportliche Aktivitäten wie Basketball, Tennis oder Handbike-Fahren gemacht. Also eher als Zweitrolli gedacht.
Sie sind besonders stabil, superleicht und extrem wendig. Sie werden selten von der Kasse bezahlt. Meist nur bei Kindern.
Ideal für dich, wenn du:
- sportlich aktiv bist.
- Wettkämpfe oder Vereinssport machst.
- ein robustes und schnelles Modell brauchst.
Standard- oder Pflegerollstühle
Diese Rollstühle sind schwerer, günstiger und eher für kurze Strecken oder für den Übergang gedacht. Sie lassen sich gut schieben und sind meist faltbar.
Geeignet wenn:
- du nur vorübergehend auf einen Rollstuhl angewiesen bist
- du Unterstützung durch Pflegepersonal brauchst
- der Rollstuhl hauptsächlich geschoben wird
Mein Tipp: Für den Dauergebrauch sind diese Modelle meist ungeeignet, weil sie schwer, unhandlich und nicht anpassbar sind.
Manuelle Rollstühle für Kinder
Auch Kinder haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse. Deshalb gibt es spezielle Rollstühle, die mitwachsen oder ganz individuell angepasst werden.
Kinderaktivrollstühle
Sie funktionieren ähnlich wie Aktivrollstühle für Erwachsene – nur kleiner und leichter. Viele Modelle wachsen mit und lassen sich gut auf den Körper des Kindes einstellen.
Sitzschalenuntergestelle
Hierbei wird eine individuell angepasste Sitzschale (oft vom Orthopädietechniker gefertigt) auf einem Rollstuhl-Gestell montiert.
Ideal für Kinder mit komplexem Unterstützungsbedarf, z. B. bei Muskelerkrankungen oder spastischen Lähmungen.
Reha-Kinderwagen
Diese sehen aus wie Sportkinderwagen, haben aber viele zusätzliche Halte- und Unterstützungselemente.
Ideal bei kurzen Wegen, engen Räumen oder jüngeren Kindern. Manche Modelle lassen sich sogar ans Fahrrad anhängen.
Elektrorollstühle
Elektrorollstühle – mit Motor unterwegs
Elektrorollstühle fahren mit Akku und Motor. Du steuerst sie über ein kleines Bedienmodul (meist ein Joystick), das am Armlehnenbügel angebracht ist (Es gibt auch die Möglichkeit, mit dem Fuß oder dem Kinn zu steuern. Je nach Behinderung!). Es gibt viele unterschiedliche Modelle – je nachdem, ob du nur in der Wohnung unterwegs bist oder auch draußen mobil sein möchtest.
Die Beispiele zeigen nur eine sehr kleine Auswahl. Es gibt von den jeweiligen Firmen noch ganz viele andere Modelle. Und auch andere Firmen, die ich hier nicht aufgelistet habe (es gibt soooooo viele). Lass dich nicht mit dem erstbesten Rolli abspeisen! Meist bieten die Sanitätshäuser nur eine kleine Palette an.
Standard-Elektrorollstühle (Innenraum)
Diese Modelle sind für die Nutzung in der Wohnung oder in Einrichtungen gedacht. Sie sind eher kompakt, nicht so schnell (meist 6 km/h) und haben einen kleinen Wendekreis – perfekt für schmale Türen und enge Räume.
Ideal für dich, wenn du:
- dich hauptsächlich in Innenräumen bewegst.
- dich selbstständig fortbewegen, aber nicht mit den Armen anschieben kannst.
- nur kurze Strecken zurücklegst.
- in einer Pflegeeinrichtung wohnst oder viel Unterstützung brauchst.
Beispiele:
- TA iQ Indoor: wendig, mit Sitzkantelung – gut für Transfers und Positionswechsel
- Meyra Micro 1.064 UP: mit elektrischem Sitzlift – du kommst besser an Regale oder Lichtschalter ran
Achte darauf: Diese Modelle haben meist eine geringere Reichweite und kommen auf unebenem Boden schnell an ihre Grenzen.
Elektrorollstühle für innen & außen
Diese Rollstühle sind vielseitig einsetzbar – du kannst sie sowohl drinnen als auch draußen fahren. Sie haben stärkere Motoren, eine bessere Federung und größere Reifen. Trotzdem sind sie noch kompakt genug für die Wohnung.
Ideal für dich, wenn du:
- oft draußen unterwegs bist (z. B. zum Einkaufen, Arzt, Spazieren).
- Wert auf Flexibilität legst.
- einen Mix aus Komfort und Wendigkeit suchst.
- auf Bürgersteigkanten oder leicht unebene Wege triffst.
Beispiele:
- Meyra iChair MC1 Light: leicht und einfach zu bedienen
- Meyra Orbit 1.618: Mittelradantrieb – sehr wendig trotz Outdoor-Tauglichkeit
- QUICKIE Q300 M: schmal, mit guter Federung – perfekt für Stadt und Wohnung
Mein Tipp: Teste unbedingt, wie gut du mit dem Joystick klarkommst – der lässt sich meist auf deine Kraft und Beweglichkeit einstellen!
Outdoor-Elektrorollstühle (robust & geländegängig)
Diese Modelle sind echte Kraftpakete. Sie haben breite Reifen, starke Motoren, hohe Bodenfreiheit und schaffen sogar unebene Wege, Kopfsteinpflaster oder leichte Steigungen. Sie sind allerdings größer und schwerer – für kleine Wohnungen eher ungeeignet.
Ideal für dich, wenn du:
- regelmäßig draußen auf Wegen, in Parks oder in der Natur unterwegs bist.
- auf längeren Strecken mobil bleiben willst.
- einen Rollstuhl mit viel Power und stabiler Sitzposition brauchst.
Beispiele:
- Meyra Optimus 2 NG: sehr geländegängig, auch mit ergonomischem Sitzsystem
- Q500 F oder Q700 M von Sunrise Medical: starke Federung, große Reichweite
- Paravan PR 25: mit höhenverstellbarem Sitz – super für flexibles Einsteigen oder Arbeiten
Wichtig: Diese Rollstühle brauchen viel Platz. Überlege vorher: Passt er durch deine Wohnungstür? Ins Auto?
Und welcher ist nun der richtige für dich?
Das kommt ganz auf deine Bedürfnisse an. Stell dir dazu folgende Fragen:
- Kann ich meinen Rollstuhl selbst antreiben?
- Wie beweglich bin ich im Oberkörper?
- Bin ich viel draußen unterwegs oder nur in der Wohnung?
- Brauche ich Unterstützung beim Transfer, z. B. durch Pflegepersonal?
- Wie viel Platz habe ich zu Hause oder im Auto?
- Wie individuell soll der Rollstuhl an meinen Körper angepasst werden?
Mein Tipp:
Lass dich von einem Sanitätshaus beraten, das sich auf Rollstühle spezialisiert hat. Und: Bestehe auf einem Modell, das zu DIR passt – nicht umgekehrt! Denn dein Rollstuhl soll dich bestmöglich im Alltag unterstützen.
Info
Wenn du auf einen bestimmten Rollstuhl angewiesen bist, kannst du ihn bei der Krankenkasse beantragen – mit ärztlicher Verordnung und guter Begründung. Mehr dazu findest du in meinem Wegweiser „So beantragst du einen ‚Aktivrollstuhl‘ bei deiner Krankenkasse“.
Du hast Fragen?
Dann schreib mir gern oder erzähl in den Kommentaren, welche Erfahrungen du mit deinem Rollstuhl gemacht hast. Dein Wissen kann auch anderen weiterhelfen!
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