

Spezial-Elektrorollstühle für besondere Anforderungen
Manche E-Rollstühle können Dinge, die man kaum für möglich hält – Treppen steigen, Offroad fahren oder sogar extrem unwegsames Gelände meistern. Diese Modelle sind technisch sehr ausgeklügelt und eröffnen dir ganz neue Möglichkeiten. Sie gehören nicht unbedingt zum Standardrepertoire der Krankenkasse, aber mit guter Begründung oder über alternative Finanzierungen (z. B. Stiftung, Spendenaktion, Teilfinanzierung durch Pflege- oder Unfallversicherung) kann sich eine Anfrage trotzdem lohnen.
Scewo Bro – Treppensteiger auf zwei Rädern
Der Scewo Bro ist ein moderner Elektrorollstuhl aus der Schweiz, der mit einer ganz besonderen Fähigkeit aufwartet: Er kann Treppen steigen – und zwar sicher, selbstständig und ohne zusätzliche Hilfsperson! Thema Selbstbestimmtes Leben.
„Der Scewo Bro ist ein Elektrorollstuhl für den Innen- und Außenbereich. Die Steuerung funktioniert über einen Joystick in Kombination mit einer Handy-App. Der Scewo Bro fährt selbstbalancierend auf zwei Rädern und verfügt über eine Raupenfunktion. Die Raupenfunktion dient zur Überwindung von Treppen und Bürgersteigen. Die Sitzeinheit wird bei der Treppenfahrt automatisch nach hinten geneigt, so dass die Person im Rollstuhl immer in aufrechter Position sitzt.“
Auszug aus dem Hilfsmittelkatalog
Seine Highlights:
- fährt auf zwei großen Rädern (ähnlich einem Segway)
- kann sich um die eigene Achse drehen – extrem wendig
- wechselt automatisch in den Treppenmodus
- Höhenverstellbarer Sitz – für mehr Augenhöhe
- fährt über Bordsteine, Schwellen und kleinere Hindernisse
- per App steuerbar (z. B. Fernsteuerung vom Bett aus)
Ideal für dich, wenn du:
- viel unterwegs bist – auch in älteren Gebäuden oder Städten ohne Aufzug
- selbstständig wohnen möchtest, aber Barrieren im Alltag hast
- Wert auf Design, Innovation und Unabhängigkeit legst
- einen hohen Sitzkomfort und moderne Technik willst
Wichtig zu wissen:
Der Scewo Bro wird in Deutschland über die Kranken- oder Pflegekasse finanziert. Er hat eine Hilfsmittelnummer und eine eigene Kategorie im GKV-Hilfsmittelverzeichnis (Hilfsmittelnummer: 18.50.08.0001) Anträge mit detaillierter medizinischer Begründung können eingereicht werden. Auch Stiftungen, Unfallversicherungen oder Arbeitgeber (z. B. über das Integrationsamt) können unter bestimmten Bedingungen fördern.
Quadrix Axess Touch e3 – Geländemonster mit Steuerungsvielfalt
Der Quadrix Axess Touch e3 ist ein echter Outdoor-Spezialist. Er wurde in Frankreich entwickelt, um Menschen mit körperlicher Einschränkung den Zugang zur Natur, Wanderwegen, Wäldern und sogar Bergen zu ermöglichen. Er sieht eher aus wie ein sportliches Offroad-Fahrzeug als ein klassischer Rollstuhl.
Seine Highlights:
- vier große, luftgefüllte Räder mit Einzelradaufhängung
- starker Motor
- hervorragende Bodenhaftung – auch auf Schotter, Matsch oder steilen Wegen
- anpassbare Steuerung: Joystick, Touchpad oder Begleitperson-Modus
- bis zu 45 km Reichweite
- mit oder ohne elektrische Unterstützung wählbar
- sicherer Gurt, robuste Sitzschale – auch für schwieriges Gelände
Ideal für dich, wenn du:
- die Natur liebst und trotz Mobilitätseinschränkung draußen aktiv sein möchtest
- gerne wandern, mit der Familie spazieren oder Sport in der Natur machen willst
- einen stabilen Sitz und zuverlässige Sicherheitstechnik brauchst
- Wege befahren willst, die mit normalen E-Rollstühlen nicht mehr machbar sind
Wichtig zu wissen: Der Quadrix Axess Touch e3 ist kein klassischer Hilfsmittel-Rollstuhl. Er fällt eher unter den Bereich Outdoor-Mobilitätshilfe. In Einzelfällen kann eine Kostenbeteiligung durch die Unfallversicherung, Pflegekasse oder Eingliederungshilfe möglich sein – besonders, wenn du sonst stark in deiner Mobilität eingeschränkt bist.
Mein Extra-Tipp: Spezialmodelle gut begründen! Solche Spezialrollstühle sind meist teuer. Umso wichtiger ist eine gute medizinische Begründung:
- Was kannst du damit erreichen, was mit Standardmodellen nicht möglich ist?
- Welche Barrieren überwindest du konkret damit im Alltag?
- Warum ist das für deine Selbstständigkeit oder Teilhabe wichtig?
Info: Ob ein Quadrix schon einmal von einer deutschen Kasse übernommen wurde, kann ich Stand heute nicht sagen. Mir ist bisher kein Fall bekannt.
Aber … Versuch macht Klug! 😉
Elektrorollstühle mit Kantelung, Sitzlift & mehr
Manche Modelle haben Extras, die deinen Alltag enorm erleichtern:
- Sitzkantelung (Kippsitz): entlastet den Rücken, beugt Druckstellen vor
- Rückenwinkelverstellung: hilft beim Liegen oder Ruhen
- Sitzlift: bringt dich auf Augenhöhe – z. B. beim Kochen oder im Gespräch
Ideal für dich, wenn du:
- lange im Rollstuhl sitzt und deine Position regelmäßig ändern musst
- bei Transfers Unterstützung brauchst
- Druckstellen vermeiden willst
- beruflich aktiv bist oder häufig mit Menschen auf Augenhöhe sprechen möchtest
Beispiele:
- Q700 M SEDEO PRO: mit elektrischer Sitzkantelung, Rückenverstellung, Beinstütze
- QUICKIE Q700-UP M: sogar mit Stehfunktion – medizinisch sinnvoll bei Kreislaufproblemen, Spastik oder zur Aktivierung des Körpers MINKO-SET Elektrorollstuhl: mit schwenkbarem Joystick – ideal für asymmetrische Handfunktion
Elektrorollstühle für schwere Nutzer
Wenn du ein höheres Körpergewicht hast, brauchst du einen stabileren Rahmen, stärkere Motoren und eine breitere Sitzfläche. Diese sogenannten XXL-Modelle sind dafür gemacht – ohne an Sicherheit oder Komfort zu sparen.
Ideal für dich, wenn du:
- über 120 kg wiegst
- mehr Platz im Sitz brauchst
- auf hohe Belastbarkeit und Langlebigkeit angewiesen bist
Beispiele:
- Neo XXL von Bischoff & Bischoff – belastbar bis 200 kg
- Q700 M HD – für bis zu 250 kg Körpergewicht
Hinweis: Auch diese Modelle kannst du über die Krankenkasse beantragen – mit medizinischer Begründung und ärztlicher Verordnung.
Und welcher E-Rollstuhl passt zu dir?
Das hängt ganz von deinen Bedürfnissen ab. Überlege dir:
- Wie beweglich bin ich noch im Oberkörper?
- Fahre ich hauptsächlich drinnen oder auch draußen?
- Möchte ich alleine unterwegs sein oder mit Begleitung?
- Wie wichtig sind mir Komfort und Sitzverstellung?
- Wie viel Platz habe ich zu Hause und unterwegs (z. B. Auto)?
Mein Tipp: Lass dich ausführlich beraten!
Geh am besten zu einem Sanitätshaus mit Erfahrung in Elektrorollstühlen. Dort kannst du verschiedene Modelle ausprobieren, dich reinsetzen und auch draußen Probe fahren.
Mach dich im Internet schlau. Falls du im Krankenhaus liegst, lass dich vom Sozialdienst beraten. Frag nach unterschieden in den Modellen.
Der Rollstuhl muss zu dir passen – nicht du zum Rollstuhl!
Rechtliches & Kosten
- Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt die Kosten für viele Elektrorollstühle, wenn eine medizinische Notwendigkeit vorliegt.
- Du brauchst dazu ein Rezept vom Arzt und eine Begründung: z. B. „Patientin kann manuell keinen Rollstuhl bewegen – Motorisierung notwendig“.
- Zuzahlung: meist nur 10 €. Wenn du Extras möchtest (z. B. schnellere Motoren, besondere Farben oder Sonderfunktionen), kann eine sogenannte Mehrkostenvereinbarung nötig sein.
- Falls du einen Pflegegrad hast, bekommst du manche Modelle auch über die Pflegekasse – z. B. bei Transferproblemen oder zur Erleichterung der Pflege.
Und welcher ist bei den E-Rollis der richtige für dich?
Das kommt auch hier auf deine Bedürfnisse an.
Du solltest dir hier die gleichen Fragen stellen wie bei den Aktivrollstühlen:
- Kann du deinen Rollstuhl selbst antreiben?
- Wie beweglich bist du im Oberkörper?
- Bin du viel draußen unterwegs oder nur innerhalb deiner Wohnung?
- Wie viel Platz hast du zu Hause oder im Auto?
- Wie individuell soll der Rollstuhl an deinen Körper angepasst werden?
Mein Tipp:
Lass dich auch hier von deinem Sanitätshaus beraten. Es sollte sich auf Rollstühle spezialisiert haben.
Und: Bestehe auf einem Modell, das zu DIR passt – nicht umgekehrt! Denn dein Rollstuhl soll dich bestmöglich im Alltag unterstützen.
Info
Wenn du auf einen E-Rollstuhl angewiesen bist, kannst du auch ihn bei der Krankenkasse beantragen – mit ärztlicher Verordnung und guter Begründung.
Du hast Fragen?
Dann schreib mir gern oder erzähl in den Kommentaren, welche Erfahrungen du mit deinem Rollstuhl gemacht hast. Dein Wissen kann auch anderen weiterhelfen!
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